Arbeitskreis Heimat und Geschichte

Ein Arbeitskreis befasst sich mit vielen Themen

KALCHREUTH - Damit die alten Hausnamen nicht in Vergessenheit geraten hat sich im Kirschendorf der Arbeitskreis „Heimat und Geschichte“ wieder zusammengefunden. Er sammelte die früheren Hausnamen und forschte nach, woher diese kommen.

Geht man am Sonntag in Kalchreuth ins Wirtshaus, dann geht man zum Beispiel zum Renz (Gasthaus Drei Linden), zum Blootzmassl (Gasthaus Meisel am Dorfplatz) oder zum Metzger (Gasthaus Zum Roten Ochsen). Früher waren die Hausnamen unerlässlich, denn Familiennamen, wie zum Beispiel Böhm, Knapp, Müller, Schmidt und Wölfel, waren in Kalchreuth sehr verbreitet.

Es gab früher noch keine Straßennamen, sie kamen erst um 1850 auf und die Hausnummern wurden erst im Jahr 1796, in der Preußischen Zeit eingeführt.
Um nun Verwechslungen zu vermeiden, hat man sich Hausnamen ausgedacht, die zum Beispiel auf einen früheren Besitzer (Renz), auf den Ort (Blootz/Platz) oder auf einen Berufsstand (Metzger, Schreiner, Weber) sowie auf Vornamen (Neibauern-Fritz), auf einen Vorbesitzer (Kratzer, Sass, Hartmann) oder besondere Ereignisse (Maxenschoster) zurückgehen. Insgesamt sind heute noch etwa 100 Hausnamen bekannt. Hinzu kommen noch die Hausnamen in Röckenhof (Zimmerbauer, Schlußwirt, Sengfeiler usw.) und Käswasser (Scharrer, Gumbauer, Lenzenbauer, Gäbert usw.).

Bürgermeister Herbert Saft sorgte sich schon lange, dass die alten Kalchreuther Hausnamen in Vergessenheit geraten könnten. Gemeinderätin Petra Holzenleuchter stellte daraufhin einen Antrag, dass sich der Arbeitskreis „Heimat und Geschichte“ damit befassen sollte. Der Arbeitskreis, unter der Leitung von Heinz Wehrfritz, hatte bereits 2012 an einem Buch „Kalchreuth – Bilder und Geschichten erzählen wie’s früher war“ gearbeitet und viele alte Fotos und Geschichten gesammelt.

Im April 2017 nahm dann der Arbeitskreis seine Tätigkeit wieder auf. Ihm gehörten an: Vorsitzender Heinz Wehrfritz, Bürgermeister Herbert Saft, Ernst Bayerlein, Kurt Dennerlein, Inge Fensel, Gudrun Friedrich, Georg Göttlinger, Georg Heck, Fritz Holzenleuchter, Petra Holzenleuchter, Gertraud Kühn, Renate Seidel, Ernst Schön, Rainer Schönauer und Beate Wiehgärtner.

Die alten Hausnamen, die Tafeln und Schilder, stehen im Zusammenhang mit der Städtebauförderung. Bereits seit mehreren Jahren werden damit Maßnahmen gefördert die der Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen sowie der Umwelt auch in den Dörfern dienen. Ein weiterer Schwerpunkt ist aber auch die Bewahrung sowie die Pflege des kulturellen Erbes, hier insbesondere der bäuerlichen Kultur mit den alten Haus- und Hofnamen. So wurde geplant, dass Hausnamensschilder an historischen und alten Häusern angebracht werden. Panoramatafeln sollten auf Sehenswürdigkeiten an markanten Aussichtspunkten hinweisen. Weiter wurden fünf Themenwege in der Umgebung des Ortes jeweils von einem Parkplatz aus geplant, beschildert und markiert:

  • Zur Dürerquelle und zum Jungfernsitz
  • Zur Teufelsbadestube und zur Wolfsfelder Wiese
  • Ein Feld- und Wasserweg zum Kreuzweiher
  • Zu den Wasenbachweihern über den Mistelberg
  • Rundweg um Röckenhof und Käswasser

In vielen Sitzungen hat sich der Arbeitskreis mit den einzelnen Themen befasst und Vorschläge dazu erarbeitet. Die professionelle Umsetzung der Vorschläge und die Finanzierung wurde über die Städtebauförderung realisiert.

Kalchreuth, im Mai 2018 - und nach der Verwirklichung des Projekts aktualisiert
ERNST BAYERLEIN

Ein virtueller historischer Spaziergang durch Kalchreuth

Ich möchte Sie jetzt auf einen virtuellen historischen Spaziergang durch Kalchreuth begleiten. Virtuell deshalb, weil ein körperlicher Spaziergang für Sie vielleicht zu anstrengend ist oder weil Sie unter einer Sehschwäche leiden.
Zuerst möchte ich mich vorstellen: Mein Name ist Heinz Wehrfritz. Ich wurde während des Endes des zweiten Weltkrieges in Kalchreuth geboren. Meine Kindheit und meine Jugend verbrachte ich hier. Ich gründete eine Familie, baute ein Haus und fand viele Freunde.

Aber nun wollen wir mit unserem Spaziergang beginnen. Wir starten auf der Westseite des Dorfplatzes vor dem Wölkernschlösschen. Es zeigt sich als ein Gebäude aus Sandstein mit Erdgeschoß und einem Stockwerk, darüber ein Walmdach. Die Fenster sind von grünen Holzfensterläden umrahmt. Eine Sandsteinmauer umschließt das Grundstück. Die Familie Sauermann aus Nürnberg erbaute es im Jahre 1492. Viele Jahre wurde es vom Bayerischen Staat als Forsthaus genutzt bevor es die Familie Meisel vom Landgasthof gegenüber erwarb und liebevoll restaurierte. Seit dem Jahr 2000 dient es als Gästehaus.

Der Landgasthof von Doris Meisel trägt den Hausnamen „Bloodzmassl“. Der „Bloodz“ ist umgangssprachlich der Platz, also der Dorfplatz. Der Bloodzmassl ist nachweislich die älteste Gaststätte in Kalchreuth. Es ist ein stattliches Sandsteinhaus, welches in den letzten Jahren immer wieder restauriert wurde. Außen blieb die alte Ansicht erhalten während innen die Gaststuben, die Küche und der Verkaufsladen modernisiert wurden. Pfarrer Dr. Carl Gottlob Rehlen erwähnte 1557 in seiner Chronik erstmalig die Hallersche Schenkstatt. „Hallersche“ deshalb, weil in dieser Zeit die Familie Haller, ein Nürnberger Patriziergeschlecht, die Lehensgeber für die meisten Anwesen in Kalchreuth war.

Die Haller waren auch die Lehensherren des „Bloodzschmie“, einer alten Schmiede auf der Südseite des Dorfplatzes. Sie wird in den Kirchenbüchern erstmals 1692 erwähnt.

Rechts neben dem Bloodzmassl steht das Haus des „Schneidersbeck“. Den Hallern zuständig gehörte dieses Anwesen vor dem 30-jährigen Kriege zur Schenkstatt der Haller. Es wurde aber um 1650davon abgetrennt. Bis in neuerer Zeit wurde auf diesem Anwesen eine Bäckerei betrieben. Jetzt dient es als Wohnhaus.

Wenn wir weiter Richtung Norden gehen versperrt uns das Feuerwehrhaus die Sicht auf den Dürerblick. Albrecht Dürer malte nämlich vom Hallerschloss aus, zu dem wir noch kommen, zwei Bilder.

Auf der linken Seite steht ein Haus neueren Stils mit dem Hausnamen „Strubl“. Daneben verläuft eine kleine Gasse, die in den Rosenwinkel führt.

Am Ende der Gasse stoßen wir auf ein beachtenswertes Wohnhaus, „den Einser“. Man sieht ihm seine ereignisreiche Vergangenheit nicht an. Um den Hausnamen zu verstehen müssen wir weit zurückgehen in der Geschichte des Dorfes.
Im Jahre 1342 erwarb der reiche Patrizier Ulrich Haller aus Nürnberg das Dorf Kalchreuth von den Nürnberger Burgrafen. Damit gehörte es zum Nürnberger Land und das bis Anfang des 19. Jahrhundert. Andererseits lag es, ebenso wie die Freie Reichsstadt Nürnberg, auf dem Gebiet der Markgrafen von Bayreuth. Das führte zu einem Jahrhunderte dauernder Streit um die Vorherrschaft im Dorf. Während zu Beginn die Haller ihre Macht als Lehensherren ungehindert ausüben konnten gewannen die Markgrafen im Laufe der Zeit immer mehr Einfluss. So setzten sie neben dem Hallerschen Vogt auch einen eigenen Vogt und Wildhüter ein. Dieser wohnte in einem kleinen Haus, welches an dieser Stelle stand. Als dann im Jahre 1796 Kalchreuth dem preußischen Königreich einverleibt wurde bekam der bis dahin markgräflichen Vogt die Aufgabe, Hausnummern zu vergeben. Und er verlieh seinem Häuschen die Nummer 1, dem Wölkernschlösschen die Nummer 2 und erst die Nummer 3 dem stattlichsten privaten Gebäude am Ort, dem Hallerschloss. Wegen dieses Streiches gaben die Kalchreuther dem Anwesen den Hausnamen „der Einser“.

Wir gehen geradeaus weiter und verlassen das Dorf bis wir auf die Erlanger Straße treffen. Dort biegen wir links ab und sehen an einem Haus auf der linken Seite ein Hausnamensschild mit der Aufschrift „Maxnschoster“. Die Bezeichnung geht auf ein außergewöhnliches Ereignis mit bis in die heutige Zeit reichende Folgen zurück. Im Jahre 1855 besuchte König Maximilian II. Joseph von Bayern mit seiner Gemahlin auch Kalchreuth. Auf seinem Weg auf der alten Erlanger Straße kamen sie an einem Kirschgarten vorbei. Die roten Früchte verlockten den König dazu, selbst einige Kirschen zu pflücken. Dabei brach der Absatz eines Schuhs ab, den ein hilfsbereiter Anwohner wieder befestigte. Sein Anwesen trägt seitdem den Hausnamen „Maxnschoster“ für „Schuster des Königs Maximilian“. Er soll auch die jährlich stattfindende „Kirschenkirchweih“ ins Leben gerufen haben.

Ein kurzes Stück weiter, direkt an einer Straßenkreuzung, sehen wir ein Anwesen mit dem Hausnamen „Kratzer“, welcher auf einen Vorbesitzer zurückgeht. Es war früher ein „freieigner Besitz“ der Haller, was bedeutet, dass die Haller darüber frei verfügen konnten – im Gegensatz zu einem Lehen. In einer Urkunde wird das Anwesen 1473 „der Pirnhof“ genannt.

An der Kreuzung gegenüber liegt die Gastwirtschaft „Zu den drei Linden“. Vor dem Biergarten mit den Linden steht ein stattliches Sandsteinhaus, fachgerecht restauriert. Das Anwesen trägt den Hausnamen „Renz“ nach einem Vorbesitzer.

Schräg gegenüber sehen wir ein Gehöft mit dem Hausnamen „Wäber“.Wäber deutet auf den Nebenberuf eines Vorbesitzers hin, der also das Handwerks eines Webers ausübte. Im Dorf gibt es auch einen „Weber“. Da zur Identifizierung nur ein Hausnamen vorkommen konnte unterschied man durch Aussprache und Vorsilben. Der Hof war durch Teilung mit dem Nachbarhof entstanden.

Dieses Anwesen trägt den Hausnamen „Hüllliesl“. Der Gesamthof wird in den Chroniken als „Rehhof“ bezeichnet. Bereits 1334 wird in einer burggräflichen Lehensurkunde ein „Rehlehen“ erwähnt.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite entdecken wir den „Neibauern“. Das Gehöft  ist wahrscheinlich identisch mit dem „Vollandshof“ der in einem Kaufbrief von 1400 benannt wird.

Einige Schritte weiter treffen wir auf den „Krautschneider“. Auch diese Bezeichnung stammt wahrscheinlich wieder von einem Nebenberuf. Der frühere Besitzer Konrad Knapp war Gemeindevorsteher, Steuervorgeher und Oberleutnant der Landwehr. Er begrüßte im Jahre 1912 Prinzregent Luitpold während seines Besuches in Kalchreuth.

Auf der gleichen Straßenseite befinden sich zwei Gehöfte, die wiederum durch Teilung entstanden sind. Sie tragen die Hausnamen „Baimsiemer“ und „Sassn“. Baimsiemer geht zurück auf einen Vorbesitzer namens Simon Böhm. Der Gesamthof war ein Reichslehn und wurde 1374 als „Stöckhof“ erstmals erwähnt. Die zugehörigen Grundstücke auf der Südostseite von Kalchreuth an der Straße nach Heroldsberg bilden einen Großblock „In den Stöcken“. Vermutlich war der Stöckhof ursprünglich in seinen ausgedehnten Fluren angesiedelt.

An der Straße kurz vor dem Schlossplatz befindet sich die Gaststätte Sußner, mit dem Hausnamen „Eggerd“, benannt nach einem Vorbesitzer „Eckert“. Auf dem alten markgräflichen Wirtshaus ruht seit 1569 die Wirtschaftsgerechtigkeit. 1689 wurde die Brauerei eingerichtet. 1864 wurde zur kühlen Lagerung des Bieres der heutige Felsenkeller angelegt.

Am Schlossplatz gegenüber liegt das Hallerschloss. Die früheste Anlage eines Herrensitzes wird bald nach 1342, also nach Erwerb des Ortes durch die Haller, angenommen. Sein Dasein erfahren wir zuerst in einer Urkunde aus dem Jahre 1425. Die Besitzer Wilhelm und Katharina Schenk erhielten 1911 die Genehmigung für den Betrieb einer Gaststätte. Bis 2015 wurde die Gaststätte durch die Familie Scheer weiter geführt. Der berühmte Maler Albrecht Dürer aus Nürnberg malte von einem Fenster des Schlosses die beiden bekannten Bilder „Ansicht des Dorfes Kalchreuth“ und „Tal bei Kalchreuth“.

Links vom Hallerschloss steht die Zehntscheune. Sie gehört ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten im Kirschendorf. Jakob Haller ließ das Gebäude um 1570 errichten. Es ist ein imposanter Fachwerkbau mit grün und weiß gestrichenen Fensterläden, der von seinen Besitzern, der Familie Hartwig, liebevoll restauriert und einer angemessen Aufgabe als Ausstellungsraum für Antiquitäten zugeführt wurde.

Auf der gegenüber liegenden Seite des Schlossplatzes hat die Bäckerei Wiehgärtner einen Verkaufsladen. Das Gebäude, oder vielmehr der Vorläufer, ist auf alten Ansichten des Hallerschlosses mit abgebildet. Der Hausnamen „die Reischi“ stammt von Sebastian Reusch, einem Bäckermeister aus Leutershausen, der das Anwesen 1854 kaufte. Georg Wiehgärtner, ein Bäckermeister aus Kemmathen, übernahm es 1950 von Katharina Müller in Erbpacht.

Hinter diesem Gebäude liegt das Pfarrhaus. Es wurde 1470 durch die Kirchengemeinde Heroldsberg für den Frühmesser als Wohnhaus südlich der Kirche gebaut. 1520 erfolgte der Bau eines Pfarrhauses für die neu eingerichtete Pfarrstelle und 1910 ein Neubau an derselben Stelle.

Die altehrwürdige St.-Andreas-Kirche verdient sicherlich eine eigene Beschreibung. An das Kirchenschiff, das 1471 fertig gestellt wurde, schließt sich der Chor, eine Stiftung der Hallerschen Familie an. Erst 1789 wurde der 36 Meter hohe Kirchturm vollendet. Die verschiedenen Lehensherren, vorwiegend die Familie Haller, stifteten viele Kunstschätze für die Kirche.

Das Gemeindehaus, ebenfalls ein Sandsteinbau, war ursprünglich das Schulhaus. Später diente es einige Jahre der Gemeinde als Rathaus bevor es die evangelische Kirchengemeinde erwarb und als Gemeindehaus umbaute.

Das letzte Objekt auf unserem Spaziergang ist das alte Mesnerhaus. In den Chroniken sind 1511 die Kirchhofmauer und ein Turm mit der Wohnung des Mesners erwähnt. Im Jahre 1565 erfolgte der Bau eines Mesnerhauses. Es diente zeitweise als Lehrerwohnung, Sitz der Gemeindeverwaltung, Mesnerwohnung und ist seit 2008 in Privatbesitz.

Unser historischer Spaziergang ist nun zu Ende. Ich hoffe, er hat Ihnen gefallen.

Hallerschloss

Das ehemalige Hallerschloss ist noch heute ein hervorragendes Beispiel eines kleinen patrizischen Herrensitzes in der Altnürnberger Landschaft. Um den dreigeschossigen Hauptbau - nach dem Krieg auf der Rückseite durch verschiedene Anbauten erweitert - zieht sich ein rechteckiger, gemauerter Zwinger. Der flache, ummauerte Graben war früher mit Wasser gefüllt und konnte nur über je eine Brücke auf der Süd- und Ostseite überschritten werden.

Als Wilhelm Schenk aus Nürnberg das Schloss 1907 kaufte, hatte er innerhalb weniger Jahre Sommerwohnungen eingerichtet. Später richtete er eine Schankwirtschaft ein. Das Geschäft entsprach aber wohl nicht den Erwartungen, wie man aus dem häufigen Pächterwechsel schließen kann.

Seit 1968 ist das Schloss im Besitz der Eheleute Reinhold und Luise Scheer, die nach und nach restaurierten und die Gaststätte durch rückwärtige Anbauten erweiterten.

Neben der Kirche ist das alte Hallerschloss noch heute das bedeutenste Baudenkmal in Kalchreuth.

Der Gaststättenbetrieb im ehemaligen Hallerschloss wurde im Jahr 2015 eingestellt.

 

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St.-Andreas-Kirche

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Mitten im Dorf steht die altehrwürdige St.-Andreas-Kirche von Kalchreuth, ein Schatzkästlein spätgotischer Kunst. Über dem südlichen Eingang lesen wir in mittelalterlichen Ziffern das Erbauungsjahr des Kirchenschiffes 1471. Der Chor der Kirche, eine Stiftung der Hallerschen Familie, kam 1494 hinzu.

Der Hauptaltar, ein Schreinaltar mit Flügeltüren, stammt aus der Werkstatt Wohlgemuts, des Lehrherrn Albrecht Dürers.
In der Passionszeit werden die Altarflügel geschlossen.

Neben dem Altar sehen wir ein aus grauem Standstein gemeißeltes 9 m hohes Sakramentshäuschen aus der Werkstatt des Nürnberger Meisters Adam Kraft.

Das älteste und interessanteste Kunstwerk in der Kirche sind die über dem Chorgestühl thronenden Tonapostel aus dem Ende des 14. Jahrhunderts.


Die schöne Kanzel entstand im Jahr 1693. Noch viel später wurde der 36 m hohe Kirchturm gebaut. Als der kleine Holzturm auf dem Dach der Kirche im Jahr 1701 baufällig geworden war, bat die Gemeinde ihre Patronatsherren, einen Turm aus Sandstein bauen zu dürfen. Erst im Jahre 1789 wurde der spätgotische Kirchturm, von dem aus man einen herrlichen Rundblick genießt, vollendet.


Die eigentlich evangelische Kalchreuther Kirche wird schon seit vielen Jahren von beiden Konfessionen genutzt.

Kirchenführungen auf Anfrage beim Pfarramt.

Info:

Evangelisches Pfarramt 

Telefon: 0911 5180929

Web: 

www.kalchreuth-evangelisch.de

Die Zehntscheune in Kalchreuth

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Zu den ortsprägenden Gebäuden in Kalchreuth zählt neben der Kirche und dem Hallerschloss die alte Zehntscheune am Schlossplatz.

Dem hübsch renovierten Gebäude am Schlossplatz sieht man seine wechselvolle Geschichte nicht an.

Nach einer neueren Holzprobenuntersuchung steht fest, dass das Holz für den Bau der Scheune im Winter 1571/72 geschlagen wurde. Man kann weiter davon ausgehen, dass etwa ein halbes Jahr nach dem Einschlag die Stämme auch verbaut wurden. Dies ist das Ergebnis einer Dendrochronologischen Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim, einem Fachinstitut und der Universität Bamberg. Bisher dachte man, dass die Scheune, entsprechend der Jahreszahl auf einen Balken, im Jahr 1678 erbaut wurde.

Einst wurden dort die Naturalabgaben, der so genannte „Zehent“ von 33 Bauernanwesen gelagert, die bis 1848 Untertanen der Herrschaftsfamilie Haller waren.

Baugeschichtlich gehört die Zehntscheune zum ältesten bekannten Fachwerkbau in Kalchreuth und als einer der ältesten Scheunen überhaupt in der Region um Nürnberg.

Es ist ein stattlicher Fachwerkbau mit einem Krüppelwalmdach, eingedeckt mit roten Biberschwanz-Dachziegeln.

Etwas Besonderes ist hoch oben im Dach ein dreieckiges Wind-oder Eulenloch. Noch im 16. Jahrhundert war es meist offen und diente bei Scheunen zur Entlüftung.

Im Inneren beeindruckt das solide Balkengefüge, das Zeugnis von alter Zimmermannsarbeit ablegt. Uralte Balken tragen das Gebäude, kräftige Holznägel halten es zusammen, Knaggen und Streben sorgen für die Verteilung der Last des Daches. Sie sind gefällig geschwungen und weisen sogar bescheidenes Schnitzwerk aus.“Nicht die Maschine hat hier das Baumaterial geschaffen, sondern die Axt des Zimmermannes“ – beschrieb vor 30 Jahren der damalige Kreisheimatpfleger die Hauskonstruktion.

Die Scheune erinnert daran, dass jahrhundertlang insbesondere die Getreideabgaben der Bauern an das Patriziergeschlecht Haller gelagert wurden. Aber das war nicht alles, der Gutsherr hatte Anspruch auf den so genannten „Blutzehent“ von jedem Pferd,

jeder Kuh und jedem Schwein. Daneben gab es den „Obstzehent“ von jeder Art von Obst, den „Gartenzehent“ von allen Gartengewächsen, den „Groß- oder Feldzehent“ für Getreide, der ursprünglich dem Burggrafen in Nürnberg, später aber den Hallern zustand und teilweise von diesen an die Klosterstiftung Neunkirchen verkauft wurde.

Doch damit nicht genug, es existierte noch der „Kleinzehent“ für Rüben, Kraut und Kartoffeln, ein „Heuzehent“ und ein „Hopfenzehent“.

Als weitere Leistungen an die Gutsherren kamen die Frondienste wie Holzfahren, Holzhauen und die Beförderung von herrschaftlichen Waren dazu.

Außerdem waren Abgaben für Gemeindezwecke und zum Lebensunterhalt des Pfarrers, des Messners und des Gemeindehirten fällig.

Und oft gab es auch Kriege und Verwüstungen oder Krankheiten, das kleinere Übel waren da noch die Schäden durch die Tiere des Waldes, da insbesondere der Markgraf in seinem Gebiet gerne zur Jagd ging und einen hohen Wildbestand erwartete.

So war es kein Wunder, dass sich die Kalchreuther Untertanen bei dieser Abgabenlast sehr schwer taten und sich mancher Tricks bedienten, um diese zu drücken.

Im Jahre 1848 ging in Kalchreuth die Feudalherrschaft zu Ende und die Bauern konnten ihren Hof übernehmen und „frei“ bewirtschaften. Die Scheune wurde von den Hallern spätestens 1850, ebenso wie das Schloss verkauft. Sie wurde dann geteilt, bekannt waren später die Familien Wölfel, später Wick und Müller als Besitzer.

Anmerkungen:

Als Quelle wurden die Ortschronik 1998 sowie die alte Dorfchronik von Wilhelm Held und eigene Berichte verwendet.