Zur Dürerquelle und zum Jungfernsitz

Markierung: blaue Raute

Länge: 1,5 km

Die Kalchreuther Themenwege zeigen den ganzen Reiz der Kalchreuther Flur und offenbaren interessante Begebenheiten. Ungewohnte Ausdrucks- und Schreibweisen sind in Ortschroniken geschichtlich überliefert.

Die Wanderung beginnt am Parkplatz am Weg zum Sklavensee, der Anfang der 1980er Jahre entstand. Durch Aufschüttung von Erdaushub konnte das Regenwasser vom Grubfeld nicht mehr abfließen und wurde schließlich ein Weiher. Einige engagierte Kalchreuther Bürgern machte sich damals an die Arbeit, den so entstandenen Weiher für die Fischzucht nutzbar zu machen. Infolge der schweren körperlichen, sprichwörtlichen Sklavenarbeit entstand der Name »Sklavensee«.

Vom Parkplatz aus gehen wir in Richtung Nordwesten und erreichen nach wenigen Metern den Waldrand. Ein schmaler Pfad führt auf halber Höhe entlang eines Grabens, der vor langer Zeit durch das Wasser in den weichen Sandstein gegraben wurde. Während auf der Nordseite von Kalchreuth der Untergrund aus hartem Kalkstein besteht, der dem Dorf einen Teil seines Namens gab, finden wir auf der Südseite sandigen Boden.

Schon nach kurzer Zeit kommen wir an eine Abzweigung, an der uns eine Markierungstafel den Weg zum »Jungfernsitz« weist. Dies ist ein Sandsteinbrocken, in den jemand einen Sitz gehauen hat, mit einigen Stufen dorthin. Bereits Pfarrer Dr. Carl Gottlob Rehlen berichtet in seiner Pfarrbeschreibung von Kalchreuth im Jahre 1843 von diesem Objekt: »Der Holzfrau ihr Sessel. An dem südwestlichen Abhange des Hirschberges wo man in den Kehlgraben hinunter steigt, erhebt sich ein gegen 20 Schuh hoher Felsen, frei in die Höhe in dessen Mitte eine Öffnung ist, wie ein Spitzbogen ausgehauen, zu der den Felsen hinein ein bequemer Zugang führt, und in der eine Person gegen Wind und Wetter eine sichere Zuflucht findet, wie ihn dazu namentlich die Forstleute und die Holzweiber benutzen. Die Herkunft der Benennung ist unbekannt, doch wollen manche wissen, daß es dorten nicht geheuer sei.«

Die Tafel vor Ort berichtet von einer Sage über die Entstehung dieses Gebildes. Wir gehen wieder zurück zu unserem ursprünglichen Pfad und erreichen schon nach kurzer Zeit den tiefsten Punkt unseres Weges. Auf der linken Seite in der Schlucht befindet sich die Anlage einer Quelle, welche aber kein Wasser mehr führt. Eine Tafel berichtet von der »Dürerquelle«, benannt nach dem berühmten Nürnberger Maler Albrecht Dürer. Es gibt eine Federzeichnung von ihm: »Quelle im Wald mit Antonius und Paulus«, von 1502. Er soll von dieser Örtlichkeit inspiriert worden sein, was naheliegend ist, da er des Öfteren im Kalchreuther Schloss bei der Patrizierfamilie derer »von Haller« zu Gast war.

Jetzt verlassen wir die Quelle und begeben uns links auf einen Pfad entlang des »Heidgrabens« (mundartlich »Haagrobn«) begeben. Gleich kommen wir aus dem Wald heraus. Vor uns liegt eine Fläche, die den Flurnamen »die Heide« (Haa) trägt. Wir biegen wieder links ab und sehen am Waldrand ein »Kirschgartenhäuschen « »Kerschderhaisl«), so wie es früher häufiger zu sehen war. Das Häuschen wurde erhalten und von Kalchreuther Bürgern liebevoll restauriert. Der Kirschenanbau hat in Kalchreuth eine lange Tradition, daher heute auch mit dem Namenszusatz Kirschendorf genannt.

Der benannte Pfarrer Rehlen schrieb im Jahre 1843: »Im Jahre 1730 finden wir Kirschbäume auf den Gemeindeangern. Noch in den 80er Jahren des 18ten Jahrhunderts gab es wenige derselben, bis im Anfange dieses Jahrhunderts ganze Kirschengärten entstanden, die gegen 100 an der Zahl, wie ein Kranz unsere Flur umgürten, und gegen 3000 Gulden jährlich ertragen sollen.«

Zum Abschluss führt uns unser Weg nochmals eine kurze Strecke durch den Wald zu unserem Ausgangspunkt, dem Sklavensee. Bleiben Sie interessiert und informieren Sie sich auch anhand der zahlreichen Schilder über »Bewohner« des Gewässers«.

Dürerquelle November 2021Heinz Wehrfritz
Dürerquelle im November 2021
Dürerquelle FederzeichnungDiaarchiv des Kunstgeschichtlichen Seminars der Universität Hamburg
Federzeichnung von Albrecht Dürer mit dem Titel „Quelle im Wald mit den Einsiedlern Paulus und Antonius“